Reisen des Glaubens: Auf den Spuren von Musa (AS)
Als ein Baby in einem Korb den Nil hinuntertrieb, hätte niemand geahnt, dass dieser Junge einst einen der grausamsten Tyrannen der Geschichte herausfordern würde.
Unter der Unterdrückung von Fir'aun (Pharao) musste Musa (AS) immense Herausforderungen bewältigen. Doch seine Geduld, Ausdauer und unerschütterliche Glaubensstärke sind zeitlose Lektionen für Muslime im Umgang mit Tyrannen – damals wie heute.
Heute ist Ägypten eines unserer am schnellsten wachsenden Reiseziele, da immer mehr muslimische Reisende die halal-freundlichen Hotels, das kristallklare Wasser und das farbenfrohe Meeresleben des Roten Meeres entdecken.
Doch wie viele wissen um die historische Bedeutung dieses Landes und die Lehren, die es uns heute noch vermitteln kann?
Von der dramatischen Teilung des Roten Meeres bis hin zum Empfang der Zehn Gebote auf dem Berg Sinai - die Reise von Musa (AS) und den Israeliten ins Gelobte Land berührt nicht nur Muslime, sondern Menschen aller Glaubensrichtungen und Kulturen.

Musa (AS) und Fir'aun
Die Nachkommen des Propheten Yaqub (AS), die Israeliten, migrierten während einer Hungersnot aus Kanaan (- heute Palästina und die Levante) nach Ägypten. Doch im Laufe der Zeit wurden sie zu Sklaven des tyrannischen Fir'aun.
Allah (SWT) entsandte den Propheten Musa (AS) und seinen Bruder Harun (AS), um Fir'aun zu konfrontieren. Sie forderten ihn auf, an Allah (SWT) zu glauben und die Israeliten aus der Sklaverei zu befreien.
Trotz der Wunder, die Musa (AS) vollbrachte, blieb Fir'aun hochmütig und verweigerte jegliche Einsicht. In der Sure Al-A'raf berichtet der Koran, dass Allah (SWT) Ägypten mit einer Reihe von Plagen bestrafte - Fluten, Heuschrecken, Läuse, Frösche und das Verwandeln des Nils in Blut. Jedes Mal versprach Fir'aun, die Israeliten gehen zu lassen, doch er brach sein Wort, sobald die Plage vorbei war.
Als klar wurde, dass Fir'aun sich weiterhin weigern würde, befahl Allah (SWT) Musa (AS), die Israeliten aus Ägypten zu führen. Doch Fir'aun und sein Heer setzten ihnen nach.
Die Teilung des Roten Meeres
Der Koran berichtet von den vielen Wundern, die Musa (AS) während dieses Exodus vollbrachte, und die Überquerung des Roten Meeres ist zweifellos eines der bedeutendsten.
Als die Israeliten unter der Führung von Musa (AS) aus Ägypten flohen, befanden sie sich zwischen dem Roten Meer und der Armee des Pharaos gefangen. Voller Angst zweifelten sie, aber Musa (AS) wartete im Vertrauen auf die göttliche Verheißung auf den Befehl Allahs (SWT). Auf seinen Befehl hin schlug er mit seinem Stab auf das Meer, und das Wasser öffnete sich und bildete einen trockenen Durchgang. Die Israeliten kamen sicher über die Grenze, während Pharao und seine Soldaten, von ihrer Arroganz überwältigt, ihnen nachstürmten. Als die letzten Gläubigen das andere Ufer erreichten, schlossen sich die Fluten, verschlangen die Ägypter und setzten der Tyrannei des Pharaos ein Ende.
Auch heute noch ist das Rote Meer ein Ort voller Spiritualität und Geheimnisse. Besucher seiner Küsten können nicht nur die natürliche Schönheit bewundern - sein kristallklares Wasser, seine farbenfrohen Korallenriffe -, sondern auch über dieses außergewöhnliche Ereignis meditieren, das die Geschichte der drei großen monotheistischen Religionen geprägt hat.

Das Schicksal von Fir'aun
Als Fir'aun im Wasser unterging, bekannte er schließlich seinen Glauben an Allah (SWT). Doch es war zu spät. Der Koran berichtet, dass Allah (SWT) seine Leiche bewahrte, um späteren Generationen eine Lektion zu erteilen:
"Wir ließen die Kinder Israels das Meer überqueren. Dann verfolgte sie Pharao und seine Soldaten ungerecht und unterdrückend. Doch als Pharao zu ertrinken begann, rief er: ‚Ich glaube, dass es keinen Gott gibt außer dem, an den die Kinder Israels glauben, und ich gehöre jetzt zu denen, die sich beugen.‘ Es wurde ihm gesagt: ‚Jetzt, wo du glaubst? Du hast doch immer ungehorsam gehandelt und warst einer der Verderber. Heute werden Wir deinen Körper bewahren, damit du ein Zeichen für die nachfolgenden Generationen wirst. Und gewiss sind die meisten Menschen unachtsam gegenüber Unseren Zeichen! [Sure Yunus: 90-92]
Bis heute diskutieren Historiker, welcher Pharao genau gemeint ist, doch viele vermuten Ramses II., auch bekannt als Ramses der Große. Er war bekannt für seinen Stolz und hinterließ mehr Statuen von sich selbst als jeder andere Pharao.

Eine elf Meter hohe Statue von ihm steht heute im neuen Großen Ägyptischen Museum in der Nähe der Pyramiden von Gizeh. Seine erhaltene Mumie kann im Nationalmuseum für Ägyptische Zivilisation in Kairo besichtigt werden.

Ungehorsamkeit und die Jahre der Wanderschaft
Nach der Flucht aus Ägypten führte Musa (AS) sein Volk durch die Wüsten und Berge der Sinai-Halbinsel. Der Weg war beschwerlich, doch die größte Herausforderung für Musa (AS) war das Verhalten der Israeliten selbst.
Sie zweifelten immer wieder an ihm und seinem Auftrag. Als Musa (AS) für einige Tage auf den Berg Sinai ging, um die Zehn Gebote zu empfangen, verfielen sie in alte Gewohnheiten und erschufen ein goldenes Kalb zur Anbetung.

Als Musa (AS) mit der Tawrat (Thora) zurückkehrte, war er enttäuscht und wütend. Er zerstörte das Götzenbild und forderte sein Volk zur Reue auf. Ihr wiederholter Ungehorsam führte dazu, dass Allah (SWT) sie als Strafe vierzig Jahre lang in der Wüste umherirren ließ, bevor sie ins Gelobte Land eintreten durften:
"Daher ist es ihnen (dieses heilige Land) für vierzig Jahre verwehrt; ziellos werden sie auf der Erde umherirren. Sei also nicht traurig über das Volk der Fasiqûn (die Rebellischen und Ungehorsamen gegenüber Allah)." [Sure Al-Maa'idah 5:21-26]

Musa (AS) verstarb, bevor sein Volk das Gelobte Land erreichte. Sein Nachfolger Yusha (Josua) (AS) führte sie schließlich nach Palästina, nachdem sie ihre Strafe verbüßt hatten.
Ein Land voller Geschichte und Spiritualität
Bis heute hallt die Reise von Musa (AS) in Ägypten wider. Besucher können seine unglaubliche Flucht nachspüren - sei es an den Ufern des Roten Meeres, beim Anblick der Mumie Fir'auns in Kairo oder auf den Spuren der Israeliten auf der Sinai-Halbinsel.

Diese Geschichte erinnert muslimische Reisende daran, dass es nicht nur das Ziel ist, das zählt, sondern vor allem die Reise selbst - mit all ihren Herausforderungen und prägenden Erlebnissen.